
AEDL – Auf einen Blick
- Definition: AEDL steht für „Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens“ – ein Pflegemodell nach Monika Krohwinkel, das die Lebenswelt von Patientinnen und Patienten systematisch in den Pflegeprozess einbezieht.
- Ziel der AEDL: Die 13 Lebensbereiche dienen der strukturierten Einschätzung von Fähigkeiten, Bedürfnissen und Problemen, mit dem Ziel, pflegerische Maßnahmen individuell abzustimmen.
- Anwendung in der Pflegeplanung: Pflegekräfte nutzen die AEDL zur Erstellung ganzheitlicher Pflegepläne, z.B. im Rahmen der digitalen Pflegedokumentation innerhalb der Telematikinfrastruktur (TI).
- Grundlage für ganzheitliche Pflege: Das Modell verbindet pflegerische, soziale und emotionale Aspekte, von Mobilität und Körperpflege bis zu existenziellen Themen wie Nähe, Sicherheit und Sinnfragen.
- Entwicklung: Das AEDL-Modell wurde 1984 von Monika Krohwinkel veröffentlicht und 1993 in seiner bis heute gültigen Form formuliert.
Definition: Was sind AEDL?
Die Abkürzung „AEDL“ steht für „Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens“. Dabei handelt es sich um ein Pflegekonzept von Monika Krohwinkel, das 13 zentrale Lebensbereiche umfasst und Pflegefachkräften als strukturierte Grundlage für die individuelle Pflegeplanung dient.
Das Modell wurde erstmals 1984 veröffentlicht und basiert auf den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) nach Liliane Juchli. Die Pflegewissenschaftlerin Monika Krohwinkel erweiterte dieses Konzept um psychosoziale und existenzielle Aspekte des Lebens.
Die 13 AEDL dienen dazu, Pflegebedürfnisse ganzheitlich zu erfassen und individuelle Ressourcen gezielt zu fördern. Sie bilden somit das Fundament der „fördernden Prozesspflege“, in der Pflegekräfte nicht nur pflegen, sondern gezielt zur Selbstständigkeit und Lebensqualität ihrer Patientinnen und Patienten beitragen.
Die AEDL sind heute fester Bestandteil der Pflegepraxis in vielen Pflegeeinrichtungen – auch im Bereich der digitalen Dokumentation. Über die Telematikinfrastruktur können pflegerische Daten, die auf den AEDL basieren, strukturiert erfasst, digital verarbeitet und einrichtungsübergreifend sicher übermittelt werden. Das fördert eine nahtlose Kommunikation und verbessert die gesamte Versorgungsqualität.
Die 13 AEDL nach Krohwinkel
Die 13 AEDL nach Monika Krohwinkel beschreiben zentrale Lebensbereiche, die für die ganzheitliche Pflege erfasst, dokumentiert und gefördert werden sollen – von der körperlichen Grundversorgung bis zur Verarbeitung existenzieller Erfahrungen.
1. Kommunizieren
In der fördernden Prozesspflege umfasst die Kommunikation laut Monika Krohwinkel alle Fähigkeiten, mit denen sich Menschen mitteilen, fühlen, verstehen und wahrnehmen, sei es verbal, nonverbal, schriftlich oder durch technikgestützte Hilfsmittel. Dazu gehören:
- die Wahrnehmungsfähigkeit (z.B. Sehen, Hören, Fühlen),
- der Ausdruck von Gefühlen, etwa über Mimik, Gestik oder Sprache,
- das Verstehen und Erinnern (z.B. Orientierung zu Zeit, Raum und Person)
- und das Erkennen von Informationen, beispielsweise beim Lesen oder Zuhören.
Auch emotionale und soziale Bedürfnisse, Konzentrationsfähigkeit, Empfinden von Schmerz und der Umgang mit Hilfsmitteln (z.B. Brillen, Hörgeräte, Kommunikationshilfen) sind Teil dieses Bereichs.
2. Sich bewegen
Im Sinne der fördernden Prozesspflege nach Krohwinkel geht es bei dieser AEDL um alle Aspekte körperlicher Bewegung: von der eigenständigen Lagerung im Bett bis zum Gehen im Alltag. Die Pflegekraft unterstützt aktiv sowie passiv, beispielsweise bei Lagenwechsel, Aufstehen, Sitzen, Gehen oder beim sicheren Positionswechsel im Rollstuhl.
3. Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten
Diese AEDL umfasst alle Pflegemaßnahmen zur Beobachtung, Stabilisierung und Unterstützung lebenswichtiger Körperfunktionen. Fachkräfte überwachen regelmäßig Vitalzeichen wie Blutdruck, Puls, Atmung, Blutzucker und Körpertemperatur. Auch das Erkennen und Reagieren auf Symptome wie Atemnot, Verschleimung, Fieber oder Kreislaufstörungen fällt in diesen Bereich.
4. Sich pflegen
Die tägliche Körperpflege beeinflusst das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl maßgeblich. Pflegekräfte achten darauf, inwieweit eine Person Tätigkeiten wie Waschen, Kämmen oder kosmetische Pflege selbstständig ausführen kann. Unterstützung erfolgt gezielt dort, wo Hilfe nötig ist, ohne die Eigenständigkeit unnötig einzuschränken.
5. Essen und Trinken
Die Nahrungsaufnahme ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Entscheidend ist dabei nicht nur, was gegessen wird, sondern auch, wie Nahrung und Flüssigkeit aufgenommen wird: Pflegekräfte berücksichtigen Appetit, Geschmacksempfinden, eventuelle Kauschwierigkeiten oder Schluckstörungen ebenso wie individuelle Ernährungsformen (Normalkost, Diätkost usw.).
6. Ausscheiden
In dieser AEDL erfassen Pflegekräfte Menge, Rhythmus und Art der Urin- und Stuhlausscheidung. Ziel ist es, physiologische Funktionen zu fördern, Pflegeprobleme frühzeitig zu erkennen und bei Pflegebedarf gezielt zu unterstützen (beispielsweise bei Harn- oder Stuhlinkontinenz, Miktionsstörungen, Obstipation oder Diarrhoe).
7. Sich kleiden
Hier liegt der Fokus auf der Fähigkeit, sich situationsgerecht und eigenständig zu kleiden, unter Berücksichtigung individueller Vorlieben, kultureller Besonderheiten und körperlicher Einschränkungen. Dabei geht es sowohl um Tages- als auch Nachtkleidung, die der pflegebedürftigen Person Komfort, Sicherheit und persönliche Identifikation bietet.
8. Ruhen und Schlafen
Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten steht das persönliche Ruhe- und Schlafverhalten, das Aspekte wie Einschlaf- und Durchschlafphasen, die Qualität und Dauer des Schlafs sowie individuelle Ruhebedürfnisse am Tag umfasst. Pflegekräfte unterstützen hier dabei, den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zu fördern und mögliche Schlafstörungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
9. Sich beschäftigen
„Sich beschäftigen“ widmet sich der individuellen Tagesstruktur, persönlichen Interessen und sozialen Aktivitäten der pflegebedürftigen Person. Ob Hobbys, kreative Tätigkeiten oder Gespräche mit anderen: Die Pflege hilft dabei, eigenständige und gemeinschaftliche Aktivitäten zu ermöglichen und aufrechtzuerhalten, stets abgestimmt auf Fähigkeiten, Wünsche und aktuelle Ressourcen.
10. Sich als Mann / Frau fühlen
Die Pflege sollte ein positives Selbstbild der pflegebedürftigen Person als Mann oder Frau unterstützen, auch im hohen Alter oder bei Einschränkungen. Dazu gehört, geschlechtsspezifische Bedürfnisse ernst zu nehmen, die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu stärken und mit sensiblen Themen wie Sexualität, Intimität und Schamgefühlen professionell umzugehen.
11. Für eine sichere Umgebung sorgen
Hierbei wird sich auf die Förderung einer sicheren Lebensführung, sowohl physisch als auch psychisch, konzentriert. Pflegefachkräfte unterstützen pflegebedürftige Menschen dabei, ihr Wohnumfeld so zu gestalten, dass Stürze, Verletzungen oder Desorientierung vermieden werden. Dazu zählen geeignete Möbelanordnung, rutschfeste Bodenbeläge, ausreichende Beleuchtung sowie Hilfsmittel zur zeitlichen und räumlichen Orientierung, etwa Kalender, Uhren oder persönliche Routinen.
12. Soziale Bereiche des Lebens sichern
In diesem Lebensbereich hilft das Pflegepersonal, bestehende soziale Kontakte zu erhalten und neue Beziehungen aufzubauen. Dazu gehören der Kontakt zu Familienangehörigen, Freunden, Nachbar:innen, beruflichen Weggefährt:innen sowie die Anbindung an vertraute soziale Strukturen. Auch frühere oder gegenwärtige berufliche Rollen sowie private Verpflichtungen werden berücksichtigt.
13. Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen
Der Umgang mit existenziellen Erfahrungen gehört zu den tiefgreifendsten Aspekten des menschlichen Lebens. Verlust, Angst, Einsamkeit, Ungewissheit sowie die Konfrontation mit Sterben und Tod stellen dabei große Herausforderungen dar. Gleichzeitig spielen auch Hoffnung, Lebensfreude und die Suche nach Sinn eine zentrale Rolle. Pflegebedürftige werden hier unterstützt, solche Erfahrungen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln.
Häufige Fragen und Antworten
Was versteht man unter AEDL nach Monika Krohwinkel?
Die „Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens“ (AEDL) nach Monika Krohwinkel sind ein pflegewissenschaftlich fundiertes Strukturmodell. Es unterstützt Pflegefachkräfte dabei, die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lebenssituation eines Menschen systematisch zu erfassen und eine individualisierte Pflegeplanung zu ermöglichen.
Wie lauten die 13 AEDL?
Die 13 AEDL umfassen zentrale Lebensbereiche, die pflegerisch relevant sind:
- Kommunizieren
- Sich bewegen
- Vitale Funktionen aufrechterhalten
- Sich pflegen
- Essen und Trinken
- Ausscheiden
- Sich kleiden
- Ruhen und schlafen
- Sich beschäftigen
- Sich als Mann/Frau fühlen
- Für eine sichere Umgebung sorgen
- Soziale Bereiche des Lebens sichern
- Mit existenziellen Erfahrungen umgehen