Wichtige Pflegemodelle im Überblick

Wichtige Pflegemodelle im Überblick
Wichtige Pflegemodelle im Überblick

Pflegemodelle – Auf einen Blick

  • Definition: Pflegemodelle sind theoretische Konzepte, die pflegerisches Handeln strukturieren, erklären und in der Praxis anwendbar machen.
  • Zielsetzung: Sie unterstützen Pflegekräfte bei der Einschätzung, Planung und Dokumentation – mit Fokus auf Selbstständigkeit, persönliche Beziehungen sowie individuelle Bedürfnisse.
  • Modelle & Theorien: Bekannte Modelle stammen unter anderem von Dorthea Orem, Monika Krohwinkel oder Liliane Juchli. Sie basieren auf unterschiedlichen Pflegetheorien.
  • Digitaler Bezug: Viele Modelle lassen sich TI-gestützt digital dokumentieren, etwa über strukturierte Pflegeplanung oder die SIS Pflege.
  • Praxisrelevanz: Pflegemodelle fördern Pflegequalität, Transparenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Definition: Was sind Pflegemodelle und Pflegetheorien?

Pflegemodelle und Pflegetheorien bilden das theoretische Fundament professioneller Pflege. Sie dienen dazu, pflegerisches Handeln erklärbar, planbar sowie evaluierbar zu machen und sorgen so für eine fundierte, einheitliche Versorgung über verschiedene Einrichtungen hinweg.

Pflegetheorien beschreiben übergeordnete Zusammenhänge: Sie formulieren allgemeine Prinzipien, Ziele und Denkansätze, mit denen sich Pflegeprozesse wissenschaftlich erfassen lassen. Dazu zählen z.B. die Selbstpflegetheorie von Dorothea Orem oder die kultursensible Theorie von Madeleine Leininger.

Pflegemodelle hingegen übertragen diese theoretischen Grundlagen in die Praxis: Sie bieten konkrete Anleitungen für pflegerisches Handeln, z.B. zur Einschätzung von Pflegebedarfen, zur Zielformulierung oder zur Kommunikation im Team. Bekannte Beispiele sind das AEDL- bzw. ABEDL-Modell von Monika Krohwinkel oder das ATL-Modell nach Juchli.

Gerade im Zusammenspiel mit der Telematikinfrastruktur (TI) spielen Pflegemodelle eine wichtige Rolle: Sie unterstützen bei der Einschätzung der Pflegebedürftigkeit, erleichtern die Erfassung individueller Lebensgewohnheiten und ermöglichen eine digitale Dokumentation von Pflegeleistungen und -problemen.

Die wichtigsten Modelle für die Pflege

Pflegemodelle helfen dem Personal in Pflegeeinrichtungen dabei, komplexe Situationen strukturiert zu erfassen und gezielt zu handeln. Sie unterscheiden sich je nach theoretischer Ausrichtung, Schwerpunkt und Zielsetzung, beispielsweise ob die Selbstpflege, zwischenmenschliche Beziehungen oder die Alltagsbewältigung im Fokus stehen.

Dazu zählen neben Interaktions- und Bedürfnismodellen auch sogenannte Pflegeergebnismodelle, bei denen messbare Ziele im Mittelpunkt stehen.

Orem Pflegemodell

Das Pflegemodell von Dorothea Orem zählt zu den bekanntesten bedürfnisorientierten Pflegemodellen und stellt die Fähigkeit zur Selbstfürsorge in den Mittelpunkt. Entwickelt in den 1950er-Jahren und 1971 final veröffentlicht, ist es bis heute fester Bestandteil der Pflegepraxis und Lehrpläne.

Die zentrale Annahme: Menschen haben ein natürliches Bedürfnis, sich selbst zu pflegen. Wird diese Fähigkeit durch Krankheit, Alter oder Krisen eingeschränkt, entsteht ein sogenanntes Selbstpflegedefizit. An dieser Stelle greifen Pflegekräfte unterstützend ein und helfen dabei, die Selbstständigkeit der betroffenen Person wieder zu stabilisieren.  

AEDL / ABEDL Pflegemodell nach Monika Krohwinkel

Das Pflegemodell von Monika Krohwinkel gehört zu den meistverwendeten Strukturmodellen im deutschsprachigen Raum. Es wurde 1984 zunächst als AEDL (Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens) eingeführt und später zu ABEDL erweitert (Erweiterung um "B" =Beziehungen), mit dem Ziel, Pflegebedürftige ganzheitlich zu begleiten.

Im Zentrum steht dabei die systematische Beobachtung von 13 Lebensbereichen, durch die Pflegekräfte gezielt auf Pflegeprobleme, individuelle Bedürfnisse und potenzielle Verschlechterungen reagieren können.

Im Gegensatz zu rein aufgabenorientierten Modellen erfasst das ABEDL-Konzept auch Beziehungsaspekte und Sinnfragen, beispielsweise in Krisensituationen oder bei der Sterbebegleitung.

ATL Pflege: Pflegemodell nach Liliane Juchli

Das Pflegemodell von Liliane Juchli basiert auf den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) und dient als Strukturhilfe im Pflegeprozess. Es ermöglicht, die Grundbedürfnisse von Patientinnen und Patienten systematisch zu erfassen und individuell darauf einzugehen.

Ziel des Modells ist es, den Alltag pflegebedürftiger Menschen so selbstständig und würdevoll wie möglich zu gestalten. Die insgesamt zwölf ATL-Bereiche orientieren sich an typischen Lebensaktivitäten und bieten eine klare Orientierung für die Planung, Durchführung und Evaluation pflegerischer Maßnahmen.

Pflegeprozess nach Fiechter und Meier

Der Pflegeprozess nach Fiechter und Meier wurde in den 1970er-Jahren in der Schweiz entwickelt und bietet einen sechsstufigen Rahmen, um Pflegebedarfe individuell zu erfassen, Aufgaben klar zu definieren und pflegerische Maßnahmen zielgerichtet umzusetzen.

Im Mittelpunkt steht die bedarfsgerechte Pflege, die sich sowohl an den individuellen Problemen als auch an den Ressourcen der pflegebedürftigen Person orientiert. Der Prozess zielt darauf ab, akute Bedürfnisse zu erkennen und zu behandeln sowie Verschlechterungen vorzubeugen.

Häufige Fragen und Antworten

Was ist ein Pflegemodell?

Ein Pflegemodell ist ein theoretisches Konzept, das als Orientierungsrahmen für professionelles pflegerisches Handeln in Pflegeeinrichtungen dient. Es unterstützt Pflegekräfte dabei, komplexe Pflegesituationen besser zu strukturieren, die individuellen Bedürfnisse von Bewohnerinnen und Bewohnern zu erfassen und gezielte Maßnahmen zu planen.

Je nach Modell liegt der Schwerpunkt beispielsweise auf Selbstpflege, Interaktion, Bedürfnissen oder Lebensaktivitäten. In der digitalen Pflegeplanung lassen sich viele Modelle inzwischen TI-gestützt dokumentieren und anwenden.

Welche Pflegemodelle gibt es in der Pflege?

In der Pflege kommen verschiedene Pflegemodelle zum Einsatz, um den Pflegealltag strukturiert und individuell zu gestalten.

Das Orem-Modell legt den Fokus auf die Selbstpflege – Pflegekräfte unterstützen Bewohnerinnen und Bewohner dabei, ihre Selbstständigkeit zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Das ABEDL-/AEDL-Modell nach Krohwinkel betrachtet Pflege ganzheitlich anhand von 13 Lebensbereichen (unter anderem Kommunikation, Bewegung oder soziale Kontakte).

Beim ATL-Modell nach Juchli stehen die Aktivitäten des täglichen Lebens im Mittelpunkt (z.B. Essen, Körperpflege oder Schlafen), um eine bedarfsgerechte Pflege zu ermöglichen.

Der Pflegeprozess nach Fiechter und Meier bietet einen klaren Ablauf in sechs Schritten – von der Informationssammlung bis zur Auswertung –, um Pflege systematisch zu planen und zu dokumentieren.

Wie heißt das Pflegemodell von Monika Krohwinkel?

Monika Krohwinkel entwickelte das AEDL-Modell („Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens“), das später zum ABEDL-Modell erweitert wurde. Es beschreibt 13 Lebensbereiche und dient der ganzheitlichen Einschätzung von Fähigkeiten, Ressourcen und Pflegebedarf.

Was ist das Pflegemodell nach Orem?

Das Pflegemodell von Dorothea Orem basiert auf der Theorie der Selbstpflege. Es geht davon aus, dass Pflege immer dann notwendig ist, wenn Menschen ihre Selbstfürsorge nicht mehr eigenständig leisten können. Pflegekräfte greifen gezielt unterstützend ein, mit dem Ziel, die Autonomie zu fördern.