
ABEDL – Auf einen Blick
- Definition: ABEDL steht für „Aktivitäten, soziale Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des Lebens“ – ein Pflegemodell von Monika Krohwinkel zur systematischen Erfassung individueller Pflegebedürfnisse.
- Zielsetzung: Ziel ist es, Pflegebedürftige ganzheitlich zu begleiten, ihre Selbstständigkeit zu fördern und pflegerische Maßnahmen strukturiert und personenzentriert umzusetzen.
- Struktur: Das Strukturmodell gliedert sich in 13 Lebensbereiche, die körperliche, soziale und emotionale Aspekte abdecken und Grundlage für die Pflegeplanung und Pflegedokumentation bilden.
- Weiterentwicklung: ABEDL erweitert das ursprüngliche AEDL-Modell um soziale Beziehungen und berücksichtigt verstärkt existenzielle Erfahrungen wie Angst, Verlust oder Sinnsuche.
- Anwendungsbereich: Eingesetzt wird ABEDL vor allem in der stationären und ambulanten Pflege. In der praktischen Pflegedokumentation arbeiten die meisten Pflegeeinrichtungen heute jedoch mit der strukturierten Informationssammlung (SIS).
Definition: Was sind ABEDL?
ABEDL steht für „Aktivitäten, soziale Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des Lebens“. Das Pflegemodell wurde von der deutschen Pflegewissenschaftlerin Monika Krohwinkel entwickelt und stellt eine Erweiterung des ursprünglichen AEDL-Modells dar.
Im Zentrum stehen dabei nicht nur körperliche Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen, sondern auch der zwischenmenschliche Aspekt, also die sozialen Beziehungen, die seit 1999 offiziell als Bestandteil aufgenommen wurden.
Das Modell gilt als eines der wichtigsten Pflegekonzepte im deutschsprachigen Raum. Die 13 ABEDL-Bereiche dienen als Grundlage zur Einschätzung von Fähigkeiten, Einschränkungen und Ressourcen. Sie ermöglichen eine strukturierte Pflegeanamnese und Pflegeplanung, insbesondere im Zusammenspiel mit digitaler Pflegedokumentation über die Telematikinfrastruktur (TI).
Das Modell der fördernden Prozesspflege
Das Modell der fördernden Prozesspflege nach Monika Krohwinkel wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren auf Basis der ATL (Aktivitäten des täglichen Lebens) entwickelt und unterscheidet sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz deutlich von früheren Konzepten.
Während die ATL eher funktional ausgerichtet sind, bezieht ABEDL neben körperlichen und pflegerischen Aspekten auch emotionale, spirituelle und soziale Komponenten mit ein. Nicht nur das Was, sondern vor allem das Wie des Lebens rückt in den Mittelpunkt, z.B. Zugehörigkeit, Identität, Sicherheit oder der Umgang mit Verlust und Sinnfragen.
Zentrale Grundlage sind 13 Lebensbereiche, anhand derer Pflegefachkräfte Einschätzungen treffen, Pflegebedürfnisse ableiten und individuelle Maßnahmen planen. In der Praxis dient das ABEDL-Modell nicht nur als Orientierung für eine bedürfnisorientierte Pflege, sondern auch als strukturierte Grundlage für die digitale Dokumentation.
Tipp: Über eine moderne Pflegesoftware lässt sich die Planung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen transparent und nachvollziehbar abbilden.
Das Pflegerahmenmodell
Das Pflegerahmenmodell nach Monika Krohwinkel bildet das theoretische Fundament der fördernden Prozesspflege. Es beschreibt die zentralen Handlungsprinzipien, die Methodik sowie die Zielsetzung pflegerischen Handelns, stets mit klarem Fokus auf den pflegebedürftigen Menschen und seine primären Bezugspersonen und Angehörigen. Ziel ist es, individuelle Ressourcen zu fördern, Abhängigkeiten zu vermeiden und Lebensqualität zu sichern.
Primäres pflegerisches Interesse
Im Mittelpunkt des pflegerischen Interesses nach dem ABEDL-Modell steht der Mensch in seiner Gesamtheit, mit all seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Einschränkungen und Lebenserfahrungen. Der Pflegebereich und die Arbeit der Pflegekräfte werden dabei als individuelle Begleitung in existenziellen Lebenssituationen verstanden.
Pflegefachkräfte richten ihren Blick auf folgende zentrale Aspekte:
- Pflegerische Bedürfnisse und Defizite: Wo benötigt ein Mensch Unterstützung? Welche Einschränkungen und Krankheiten liegen vor – körperlich, kognitiv oder emotional? Die ABEDL dienen hier als strukturierender Rahmen zur Einschätzung der individuellen Pflegesituation.
- Fähigkeiten und Ressourcen: Nicht Defizite allein, sondern vorhandene Ressourcen stehen im Fokus: Was kann der Mensch noch selbstständig leisten? Welche Fähigkeiten können gefördert, erhalten oder reaktiviert werden?
- Umgang mit existenziellen Erfahrungen: Auch Themen wie Angst, Unsicherheit, Schmerz oder Hoffnung fließen in die pflegerische Betrachtung ein – nicht nur körperliche, sondern auch emotionale und spirituelle Erfahrungen. Diese Dimension macht das Modell besonders ganzheitlich.
Zudem berücksichtigt das pflegerische Interesse stets die primären Einflussfaktoren, wie:
- die soziale und räumliche Umgebung,
- die Lebens- und Wohnverhältnisse,
- laufende Diagnose- und Therapieverfahren
- sowie den aktuellen Gesundheits- oder Krankheitsverlauf.
Primäre pflegerische Ziele
Pflege im Sinne des ABEDL-Modells verfolgt vor allem persönliche und existenzielle Ziele. Im Mittelpunkt steht das Anliegen, Menschen in jeder Lebenslage zu begleiten – unabhängig von ihrem Gesundheitszustand.
Die zentralen Ziele sind:
- Wohlbefinden sichern und fördern: Körperliches, emotionales und soziales Wohlbefinden sind gleichwertige Bestandteile des Pflegeprozesses. Das bedeutet: Pflege unterstützt nicht nur bei Einschränkungen, sondern trägt aktiv dazu bei, dass sich Menschen in ihrer Situation angenommen und verstanden fühlen.
- Unabhängigkeit erhalten oder wiederherstellen: Ein zentrales Ziel ist es, vorhandene Selbstständigkeit zu bewahren oder gezielt wieder aufzubauen. Wo Abhängigkeit besteht, wird diese so gestaltet, dass sie nicht entmündigt, sondern entlastet.
- Individuelle Fähigkeiten erkennen und nutzen: Pflegefachkräfte erfassen gezielt die Kompetenzen der pflegebedürftigen Person und ihrer Bezugspersonen. Darauf aufbauend wird dann die Unterstützung in Pflegeeinrichtungen ausgerichtet.
- Existenziellen Erfahrungen Raum geben: Auch die Auseinandersetzung mit Themen wie Angst, Schmerz, Hoffnung, Sinn oder Abschied gehört zu den pflegerischen Zielbereichen.
Was ist der Unterschied zwischen ABEDL und SIS?
ABEDL und SIS sind zwei unterschiedliche Modelle, mit denen Informationen erfasst, strukturiert und dokumentiert werden. Beide verfolgen das Ziel, Pflege individuell und fachlich fundiert zu planen, doch sie unterscheiden sich in Ansatz, Umfang und praktischer Anwendung deutlich.
Das ABEDL-Modell nach Monika Krohwinkel war lange Zeit der Standard in der stationären Pflege. Es strukturiert die Pflege anhand von 13 Kategorien („Aktivitäten, soziale Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des Lebens“) und ermöglicht eine differenzierte Einschätzung von Bedürfnissen, Ressourcen und Pflegeproblemen.
Die strukturierte Informationssammlung (SIS) wurde als praxisnahes Nachfolgemodell eingeführt. Sie basiert auf offenen Leitfragen, die Pflegekräfte im Dialog mit der pflegebedürftigen Person beantworten. Statt 13 Kategorien steht hier das individuelle Erleben im Vordergrund.
Die SIS wurde im Zuge des Strukturmodells bundesweit eingeführt und zielt auf eine Entbürokratisierung der Pflegedokumentation.
Häufige Fragen und Antworten
Was versteht man unter ABEDL nach Monika Krohwinkel?
ABEDL bezeichnet ein Pflegemodell, das pflegerisches Handeln systematisch an den Bedürfnissen, Ressourcen und Erfahrungen von pflegebedürftigen Menschen ausrichtet. Entwickelt von Monika Krohwinkel, verbindet das Modell körperliche Aktivitäten mit psychosozialen und existenziellen Aspekten.
Was bedeutet die Abkürzung ABEDL?
ABEDL steht für „Aktivitäten, soziale Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des Lebens“. Die Bezeichnung erweitert das ursprüngliche Modell AEDL (ohne den Aspekt „soziale Beziehungen“) und unterstreicht die Bedeutung zwischenmenschlicher Bindungen im Pflegeprozess.
Welche Rolle spielen existenzielle Erfahrungen im ABEDL Modell?
Existenzielle Erfahrungen wie Verlust, Angst, Hoffnung oder Sinnsuche sind zentrale Elemente im Modell von Krohwinkel. Sie beeinflussen maßgeblich das Wohlbefinden und die Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen und sollten deshalb im Pflegealltag sensibel erkannt, angesprochen und begleitet werden.
Welche Rolle spielen zwischenmenschliche Beziehungen im ABEDL Modell?
Soziale Beziehungen sind im ABEDL-Modell ausdrücklich berücksichtigt. Sie gelten als stabilisierender Faktor für die psychische und emotionale Gesundheit und sind ein wichtiger Anker im Alltag. Pflegekräfte unterstützen pflegebedürftige Personen darin, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Bindungen zu ermöglichen, unter anderem durch Gespräche, soziale Teilhabe oder digitale Kommunikation.